Was waren das noch für Zeiten, als Deutschland plötzlich
Papst wurde. Die Bildzeitung erhob in seiner Headline unseren Ratzinger zum
gottgleichen Übervater, der um ein Haar Martin Luther posthum den Rang
abgelaufen hätte. Schon ein paar Tage später haben sich die Deutschen wieder in
ihrer Rolle maximaler Bescheidenheit eingefunden. Genau dorthin, wo sie
zumindest aus der Sicht unserer Alt-68er und der Politik hingehören.
Wie tief sich Bescheidenheit, Demutshaltung
und staatlich verordnetes Duckmäusertum in die gebeutelte Seele identitätsloser
Deutschen eingebrannt hat, kann man dieser Tage an einem herbeigesehnten
Ereignis ablesen. Der Deutsche Fußballbund und dessen Partner Adidas haben das
Geheimnis um das Trikot der Fußball-Nationalmannschaft gelüftet. Trommelwirbel!
Toni Kroos, Mesut Özil und Mats Hummels posierten im neuen Outfit, mit dem die
Weltmeister unsere deutsche Fußball-Ehre in den Arenen verteidigen werden.
Wie es scheint, wollen jetzt
auch Fußballfunktionäre und Verbandsbosse nicht nur unseren Fußballern, sondern
auch dem Deutschen Bürger nationale Anwandlungen nachhaltig austreiben. Die
Ausmusterung von nationalen Kennzeichen, Symbolen und Emblemen kommt einer
nationalen Kastration
gleich. Der Sportverband unserer Fußballer trägt
diese Entwicklung offenkundig mit, vermutlich
deshalb, weil sie selber schon seit einigen Jahren keine „Eier“ mehr in mehr der
Hose haben. Der DFB nennt den Sportdress „Authentic-Trikot“ -, so die
überschwängliche Beschreibung. Für 90 bis 120 Euro wird das traditionsbefreite
Allerweltshemdchen in Shops an den Mann und den Nachwuchs gebracht, damit es
der farblosen Fan-Masse nicht zu wohl wird. Was an der sportlichen Umdeutung
politisch angepasster Sportfunktionäre authentisch sein soll, entzieht sich
meiner Fantasie. Vereits letztes Jahr wurden unsere Mannen zur „die Mannschaft“
– die Vorsilbe „National“ kommt nicht mehr vor.
Doch zurück zu den „Stars“ des grünen
Rasens und das, was sie auf dem Leib tragen. Ihr Outfit ist etwa so spektakulär
wie ein lauwarmer Grießbrei auf einem Pappteller. Grundfarbe weiß, dazu auf
Brusthöhe ein in Grautönen gehaltener gezackter Streifen. „Degustibus non
disputandum est“, könnte man sagen, aber mit Geschmack hat die Gestaltung
dieser Sporthemdchen nichts zu tun. Deutsche Nationalfarben sind in ihrer
heraldischen Kombination „Schwarz, Rot, Gold“, und zwar seit 23 Mai 1949. Nicht
etwa hellgrau, mittelgrau, ganz grau ...
Was soll ich sagen? Die Bosse des
deutschen Fußballbundes scheinen sich dafür entschieden zu haben, unsere
Weltmeisterelf als graue Mäuse antreten zu lassen. Und zwar in langweiligen
Bundeslaibchen, die keinerlei Hinweis auf ihre Nationalität zulassen. Alle
Wetter, denke ich mir. Das höchste Führungsgremium des Fußballbundes hat ganze
Arbeit geleistet, um von vorn herein bei Millionen von begeisterten
Fußballanhängern patriotische Gefühle oder nationale Identifikation im Keim zu
ersticken … Es reicht, wenn der Zuschauer sieht, dass es sich um
Sportbekleidung handelt.
Wollen wir doch einmal festhalten:
Nichts erfüllt einen herkömmlichen Deutschen mit größerem Stolz, als die
Tatsache, die besten Kicker der Welt auf den Platz zu schicken, um am Ende
Weltmeister zu werden. Die Stadien werden in einem Fahnenmeer versinken, die Fußballanhänger
werden ihre Stirn mit den Nationalfarben schminken und sie werden gemeinsam die
Hymne schmettern. Manche sogar die erste Strophe. Stolz und Selbstbewusstsein,
Patriotismus und euphorischer Siegerwillen werden auf den Rängen ausgelebt. In
Public-Views wird die Menge in Schwarz-Rot-Gold baden. Sie werden sich bei
jedem Tor um den Hals fallen. Aber sollen sie rufen: Die Grauen da unten haben
ein Tor geschossen? Oder: WIR führen 1 : 0 …?
Frenetisch werden unsere Gladiatoren im
grünen Geviert von Millionen jubelnder Deutscher angefeuert. Nichts, aber auch
gar nichts erzeugt bei einer solch überragenden Veranstaltung wie
Weltmeisterschaften eine höhere Bindung an die Nation, an stolzem
Selbstverständnis und an die Heimat. Weltsportereignisse sind untrennbar mit
der eigenen Nation, den eigenen Werten, der Kultur und natürlich mit der
Nationalfahne verbunden. Das ist Identität. Das ist Orientierung. Das ist
Patriotismus. Das ist auch Nationalstolz. Weshalb dann auf einem Sportdress schwarz-rot-gold
verbannen?
Wer, so frage ich mich, hat eigentlich
dabei mitgemischt, unsere Weltmeister bei einer internationalen Veranstaltung
ihrer erkennbaren und sichtbaren Nationalität zu berauben? Sie sind sozusagen
kollektiv kastriert, bereits daran erkennbar, dass die Hälfte der Truppe den
Text der eigenen Nationalhymne nicht kennt. Da hilft auch kein verschämter
Bundesadler auf der Brust. Auf dem Fußballfeld werden farblose Gestalten in
drei Grauschattierungen herumrennen, von denen wir nur deshalb wissen, wer sie
sind, weil wir ihre Gesichter und ihre Namen kennen. Einige werden sicher
fragen: Was ist an einem Fußballtrikot so wichtig. Aber das ist nicht der
Punkt. Es ist die subtile Eliminierung nationaler Orientierungen.
Weshalb an keiner Stelle des Trikots ein
Fleckchen frei war, auf dem man wenigstens andeutungsweise die Nationalfarben
hätte einarbeiten können, scheint mir symptomatisch für unsere seit 70 Jahren
verordnete Demutshaltung zu sein, die jedes Nationalbewusstsein unterbinden
soll. Selbst der deutsche Fußballbund mitsamt seiner korrupt-angepassten
Führungselite beugt sich einer kaum noch nachvollziehbaren Haltung, mit der die
gelernte Unterwürfigkeit mausgrau ausgelebt wird. Nur nicht auffallen. Es ist
offensichtlich, man schämt sich der eigenen Nationalität. Ich kenne keine
Mannschaft, deren Outfit sofort signalisiert, woher sie kommt und ich kenne
keine Nation, deren Bürger nicht mit Stolz und Selbstbewusstsein die Farben
seiner Nation verehrt und mit Inbrunst ihre Nationalhymnen singen.
Ich habe den leisen Verdacht, dass bei
einem eventuellen Sieg Deutschlands, Trauerbeflaggung an allen offiziellen
Gebäuden angeordnet wird. Auf Halbmast, versteht sich. Nicht, dass irgendeine
Nation auf die Idee käme, wir würden vor Nationalstolz dunkle, alte Zeiten aufleben
lassen und den Endsieg herbeisehnen. Möglicherweise wird sich unser
Bundespräsident für den neuerlichen Weltmeistertitel entschuldigen und ihn als
Sieg aller beteiligten Nationen erklären. Das ist dann nicht so aufdringlich.
Sollte die grauweiße Nationalfahne beim Titelgewinn gehisst werden, dürfte Jogi
Löw vermutlich die Worte „großer Sieg“ vermeiden und von einem „tollen Erfolg“
sprechen. Denn der Terminus Sieg könnte ja unangenehme Erinnerungen wecken. Ich
werde derweil mein grün-weiß-rotes Fähnchen auf den Fernseher stellen und
„forza Italia“ rufen…
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